Porsche-Konstrukteur Hans Mezger ist tot
Hans Mezger, ehemaliger Konstrukteur von Porsche, ist am 10. Juni im Alter von 90 Jahren gestorben. Er entwickelte nicht nur für den luftgekühlten Sechs-Zylinder-Boxermotor des Porsche 911, sondern war auch für die Gesamtkonstruktion des 917 und dessen Zwölfzylinder verantwortlich sowie Schöpfer des TAG-Turbo Formel-1-Motors. Mehr als drei Jahrzehnte lang stand Hans Mezger für die erfolgreichsten Rennfahrzeuge und Rennmotoren des Sportwagenherstellers.
Hans Mezger. Foto: Auto-Medienportal.Net/Porsche
Hans Mezger wurde am 18. November 1929 in Ottmarsheim, einer kleinen
Dorfgemeinde bei Ludwigsburg vor den Toren Stuttgarts, als jüngstes von
fünf Kindern geboren. Die Eltern führten einen Landgasthof. Schon als
Jugendlicher begeisterte sich Hans Mezger für Flugzeuge und das Fliegen
und so unternahm mit einer Segelfliegergruppe aus seiner Nachbarschaft
hin und wieder einen Ausflug. Nach dem Krieg und Abitur in Ludwigsburg
erlebte er 1946 sein erstes Autorennen. „Es war in Hockenheim, wo alte
Vorkriegsrennwagen am Start waren, darunter auch Hans Stuck, den ich mit
meiner alten Kamera aufgenommen habe“, berichtete er einst.
Hans Mezger im Jahr 2019 mit dem von ihm konstruierten Porsche 917. Foto: Auto-Medienportal.Net/Porsche
Hans Mezger entschied sich für ein Maschinenbaustudium an der
Technischen Hochschule, der heutigen Universität Stuttgart. Zu dieser
Zeit fuhr er eine NSU Lambretta, die er 1960 durch einen – wie er
erzählte – „recht abgenutzten 356“ ersetzte. Erst Ende der 1970er-Jahre
kam er wieder mit motorisierten Zweirädern in Kontakt, als er für
Harley-Davidson neue Motorradmotoren entwickelte.
Hans Mezger (2017). Foto: Auto-Medienportal.Net/Porsche
Mit dem Studienabschluss 1956 bekam Hans Mezger 28 Job-Angebote. „Doch
Porsche war nicht dabei. Ich wollte aber zu Porsche, denn der Sportwagen
Typ 356 begeisterte mich. Daraufhin bewarb ich mich, wurde auch
eingeladen und man bot mir eine Tätigkeit in der
Dieselmotorenentwicklung an. Bis dahin wusste ich nicht einmal, dass es
bei Porsche so etwas gab. Mir schwebte jedoch die Arbeit an Sportwagen
vor. Man zeigte Verständnis und so fing ich in der Berechnungsabteilung
bei Porsche an“, beschrieb Hans Mezger seinen Einstieg beim
Zuffenhausener Sportwagenhersteller. Wenig später, im Jahr 1958, heirate
er und wurde Vater zweier Kinder.
Hans Mezger (1984). Foto: Auto-Medienportal.Net/Porsche
Bei Porsche ging des für den jungen Maschinenbauer schnell voran. Er
sammelte erste Erfahrungen mit dem Viernockenwellenmotor Typ 547,
entwickelt eine Formel zur Berechnung von Nockenprofilen und wurde 1960
Teil des ersten Formel-1-Projekts von Porsche. An der Entwicklung des
1,5-Liter-Achtzylinders vom Typ 753 war er ebenso beteiligt wie am
dazugehörigen Chassis des 804. Wenig später folgte der berühmte
„Mezger-Motor“ für den 901 beziehungsweise 911 und 1965 der Aufstieg zum
Leiter der von Ferdinand Piëch geschaffenen Abteilung „Konstruktion
Rennfahrzeuge“. In nur 24 Tagen entstand in jenem Jahr der so genannte
„Ollon-Villars-Bergspyder“ und kurz darauf der 910.
Hans Mezger mit Niki Lauda (ca. 1984). Foto: Auto-Medienportal.Net/Porsche
1968 folgte die Entwicklung des 917, mit dem Porsche endlich den ersten
Gesamtsieg in Le Mans einfahren wollte. Hans Mezger übernimmt die
Konstruktion des Fahrzeugs und seines Zwölfzylinders. 1970 und 1971
dominieren die 917 in Le Mans und in der Sportwagenweltmeisterschaft.
1972 und 1973 fuhren die 917/10 und 917/30 mit Abgasturbolader, den Hans
Mezger und seine Mannschaft 1974 in Gestalt des 911 Turbo in einem
Serienfahrzeug auf die Straße bringen.
Hans Mezger bei Testfahrten mit dem TAG-Motor in Weissach (1983). Foto: Auto-Medienportal.Net/Porsche
1981 fiel die Wahl von Ron Dennis und seinem McLaren-Rennstall bei der
Suche nach einem Turbo-Motor für die Formel 1 auf Porsche. Man
beschloss, einen komplett neuen Motor zu bauen. Auch diesmal war Hans
Mezger der Konstrukteur. Der 1,5-Liter-V6-Motor mit 80 Grad Bankwinkel
sollte es später im Rennen auf mehr als 1000 PS bringen. 1984 wurde Niki
Lauda damit Weltmeister, 1985 und 1986 war es Alain Prost. Insgesamt 25
Rennsiege errang der TAG-Turbo, hinzukamen die beiden
Konstrukteurs-Weltmeisterschaften 1984 und 1985.
Le Mans 1968: Porsche 908 LH Coupé von Jo Siffert und Hans Herrman; am Heck Hans Mezger (r.). Foto: Auto-Medienportal.Net/Porsche
Bis zuletzt besaß Hans Mezger einen 911 Carrera 3.0 in Grand-Prix-Weiß
mit „seinem“ Motor. Das Porsche-Museum richtete erst im vergangenen Jahr
zu seinem 90. Geburtstag eine Feier mit Familie, Freunden und
ehemaligen Weggefährten aus. Bis zuletzt begleitete Hans Mezger
Veranstaltungen, Messeauftritte und Festlichkeiten der Marke.
Text: ampnet/jri
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