Mille Miglia 2019: Arrivederci, Beetle! Benvenuto, Alfa!
430 historische Fahrzeuge – allesamt rollende Legenden der Automobilgeschichte – verwandelten auch im Jahr 2019 das norditalienische Brescia bei der Mille Miglia wieder in ein Freiluftmuseum. Der typische Duft der Klassiker nach Öl, Benzin und dem Leder des Interieurs liegt in der Luft. Beinahe endlos strömen Tausende von Zuschauern in das Herz der Stadt. Eine Kunstflugstaffel donnert über die Szenerie und zeichnet das Grün-Weiß-Rot der italienischen Trikolore in den wolkenbedeckten Himmel, während ein Klassiker nach dem anderen über die Startrampe rollt.
Käfer mit Gottes Segen auf der Mille Miglia 2019. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen
Über 1000 Meilen (rund 1800 Kilometer) verläuft die Strecke durch einige
der schönsten Landstriche Italiens. Bereits kurz nach dem Start streift
die Mille Miglia den Gardasee. Über die beiden zum
Unesco-Weltkulturerbe zählenden Städte Mantua und Ferrara führt die
Route an die Adriaküste, wo bei Cervia/Milano Marittima die erste Etappe
mitten in der Nacht endet. An Tag zwei donnert das Feld bis in die
ewige Stadt Rom, um am dritten Renntag über die legendären
Appeninen-Pässe „Futa“ und „Raticosa“ Bologna zu erreichen bis nach vier
Tagen die Ziellinie in Brescia erreicht ist.
Giovanni Moceri und Beifahrer Daniele Bonetti haben in einem Alfa Romeo 6C 1500 Super Sport von 1928 aus dem Werksmuseum die Mille Miglia 2019 gewonnen. Foto: Auto-Medienportal.Net/Alfa Romeo
Mittendrin, neben vielen PS-Monstern sportlicher Marken wie Jaguar,
Ferrari oder Alfa Romeo, lehren zwei Volkswagen diesen Boliden was
Wendigkeit auf kurvenreichen Streckenabschnitten ist. Volkswagen Classic
schickte zwei historische Käfer in dieses harte Rennen. Der
Brezel-Käfer von 1951 sowie der 1956er Ovali-Käfer sind nach
historischem Vorbild modifiziert. Der diamant-grüne Ovali-Käfer wurde
bereits für seinen Einsatz 2011 und 2012 von der VW-Klassikabteilung
originalgetreu aufgebaut und leistet mit einem Porsche-Motor im Heck
satte 75 PS. Der zweite, resedagrüne Käfer ist mit einigen
Porsche-Teilen modifiziert und 60 PS stark. Nicht nur die restaurierten
Käfer aus Wolfsburg sorgten überall für Applaus und Sympathie. Im Sommer
endet allerdings die Ära der „runden Volkswagen“, wenn über 70 Jahre
nach Serienproduktionsstart des Käfers und 21 Jahre nach Premiere des
New Beetle der letzte Beetle vom Band rollt.
Zwischenstop in Modena auf der Mille Miglia 2019. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen
Jubelnde Tifosi feuerten auch in diesem Jahr wieder die Besatzungen der
Preziosen an, während das Fahrerfeld mit mehr als Tempo 100 durch
geschlossene Ortschaften brauste und hier und da auch rote Ampeln
ignorierte – alles mit dem viertägigen Segen der italienischen Behörden.
Damit niemand dabei zu Schaden kam, fuhr die Polizia Stradale an
gefährlichen Stellen Eskorte, regelte an einigen Kreuzungen und
Kreiseln, die links wie rechts herum durchfahren wurden, den Verkehr
oder sperrte gleich ganze Straßenzüge, an denen auch mal der Bürgersteig
zum Überholen herhalten musste. Die Szenerie war überall gleich:
Kameras und Smartphones werden hochgehalten. Kinder hatten schulfrei und
winkten in Klassenstärke. Betagte Pensionäre zollten den zahlreichen
Oldtimern mit rauem Tonfall „bella macchina“ ihren Respekt und selbst
die Polizisten trieben die Rennfahrer mit „Avanti!“-Rufen an.
Andrea Vesco und Andrea Guerini belegten mit dem Alfa Romeo 6C 1750 Super Sport von 1929 den zweiten Platz bei der Mille Miglia 2019. Foto: Auto-Medienportal.Net/Alfa Romeo
Aus Sicht des Gastgeberlandes hatte sich die Mühe in diesem Jahr
besonders gelohnt: Nach 1794 Kilometern und 102 Zeitmessungen, bei denen
Präzision auf die Hundertstelsekunde genau entscheidend war, siegten
Giovanni Moceri und Beifahrer Daniele Bonetti im Alfa Romeo 6C 1500
Super Sport. Das Fahrzeug aus dem Jahr 1928 stammt aus der Sammlung von
FCA Heritage und steht normalerweise im Werksmuseum von Alfa Romeo in
Arese bei Mailand. Und gleich dahinter landete mit Andrea Vesco und
Andrea Guerini im Alfa Romeo 6C 1750 Super Sport, Baujahr 1929, ein
weiteres italienisches Duo auf Platz zwei. Ein zweiter 6C 1750 Super
Sport auf Gesamtrang fünf sicherte Alfa Romeo außerdem die begehrte
Mannschaftwertung „Sponsor Team Trophy".
Mille Miglia 2019: Alfa Romeo 6C 1750 Super Sport von 1930. Foto: Auto-Medienportal.Net/Alfa Romeo
Der siegreiche Tipo 6C 1500 Super Sport ist baugleich zu einem der
legendärsten Fahrzeuge in der Rennsporthistorie von Alfa Romeo. Mit
diesem Typ erzielten Giuseppe Campari und Giulia Ramponi vor 91 Jahren
den ersten von insgesamt elf Mille-Miglia-Siegen für Alfa Romeo in der
Epoche (1927 bis 1957), in der die Veranstaltung als Straßenrennen
durchgeführt wurde. Campari und Ramponi benötigten für die rund 1000
Meilen damals knapp über 18 Stunden. Heute zählt nicht Tempo, sondern
Feingefühl: Eine vorgegebene Zeit für eine bestimmte Distanz muss
möglichst exakt getroffen werden.
Text: ampnet / Tim Westermann
Giovanni Moceri und Beifahrer Daniele Bonetti haben in einem Alfa Romeo 6C 1500 Super Sport von 1928 aus dem Werksmuseum die Mille Miglia 2019 gewonnen. Foto: Auto-Medienportal.Net/Alfa Romeo
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