Exklusiv: Spektakuläre Oldtimer-Rallye: In 70 Tagen um die Welt
Der Name ist Programm: „Rally the Globe“ nennt sich ein kürzlich von britischen Oldtimer-Besitzern gegründeter Verein, der sich die Organisation von Langstrecken-Rallyes mit Autos zum Ziel gesetzt hat, die mindestens 42 Jahre auf dem Buckel haben. 2020 und 2021 soll es als ultimative Herausforderung in drei Etappen und 70 Tagen rund um die Welt gehen. Zuvor sind zum Warmlaufen Langstrecken-Prüfungen in Afrika, Asien, Europa sowie Nord- und Südamerika geplant. Treibende Kraft dahinter sind zwei Rallye-Profis, die für derartige Veranstaltungen über einen Haufen an Erfahrung verfügen.
„Rally the Globe“-Gründungsmitglieder Gavin und Diana Henderson auf einem 1939er Fraser Nash BMW 328. Foto: Auto-Medienportal.Net/Rally the Globe
Der Ehrgeiz, auf vier Rädern motorisiert rund um die Welt zu fahren, ist
fast so alt wie das Auto selbst. Vor nunmehr 110 Jahren – Carl Benz
hatte seinen Motorwagen gerade mal 22 Jahre zuvor zum Patent angemeldet –
starteten in New York sechs Teams unerschrockener Männer zu einer
Wettfahrt nach Paris. Die Route dieser „Mutter aller Autorennen“, wie
ein Journalist einmal diese Rallye bezeichnete, führte quer durch die
Vereinigten Staaten bis Seattle und von dort per Dampfer nach
Wladiwostok. Nach der Ankunft galt es, das Russland von Zar Nikolaus II
und das zu jener Zeit angrenzende Deutsche Reich bis Paris zu
bewältigen.
„Rally the Globe“-Clubchef Graham Goodwinn und Marina Goodwin im Bentley Super Sports von 1925. Foto: Auto-Medienportal.Net/Rally the Globe
Als erster erreichten der deutsche Hans Koeppen und sein Team mit einem
40 PS starken Protos die französische Hauptstadt. Der preußische
Offizier wurde allerdings später auf Platz zwei zurückversetzt, weil er
gepfuscht hatte. Samt Auto und Team war er in Amerika wegen eines
Motorschadens einen Teil der Strecke nach Seattle per Eisenbahn
gefahren.
„Rally the Globe“-Gründungsmitglieder Alan und Tina Beardshaw mit einem 1965er Sunbeam Tiger. Foto: Auto-Medienportal.Net/Rally the Globe
Damals war der noch junge amerikanische Automobilclub AAA für die
Organisation verantwortlich, jetzt sind Briten am Zug. An der Spitze des
Clubs stehen Fred Gallagher als Rallye-Direktor und Graham Goodwin als
Vorsitzender. Gallagher, gebürtiger Ire, war von 1975 bis zu Beginn der
1990er Jahre renommierter Beifahrer von Rallye-Größen wie Henri
Toivonen, Juha Kankkunen und Björn Waldegård. Mit ihm gewann er 1990 die
Safari-Rallye in Kenia. Der Journalist und Rallye-Pilot Graham Goodwin,
der im kommenden Jahr zusammen mit seiner Frau Marina mit einem Bentley
aus den 1920er Jahren an der Rallye Peking – Paris teilnehmen wird,
sammelte nebenberuflich Erfahrungen als Rallye-Organisator auf allen
sechs Kontinenten.
Rally the Globe“-Gründungsmitglied Jim Gately in einem Cadillac Convertible, Baujahr 1937. Foto: Auto-Medienportal.Net/Rally the Globe
„Wir haben ein ehrgeiziges und außergewöhnliches Programm auf die Beine
gestellt, das denjenigen, die einen Schuss Abenteuergeist im Blut haben,
unvergessliche Touren durch Teile der Welt bietet, die sie
wahrscheinlich sonst nie zu sehen oder zu genießen bekommen würden“,
erklärt Gallagher. „Wir sind nicht nur stolz darauf, einige der
schönsten Strecken auf dem Globus anzubieten, sondern besuchen besondere
Orte, an denen sich unsere Crews zwischen ihren Wettkämpfen erholen
können.“
„Rally the Globe“: Rallye-Direktor Fred Gallagher. Foto: Auto-Medienportal.Net/Rally the Globe
Bentley-Besitzer der 1920er Jahre und Vereins-Vorsitzender Graham
Goodwin unterstreicht: „Fred hat ein fantastisches Team
zusammengestellt, das aus Top-Namen in der Rallye-Langstreckenszene
besteht. Als nicht gewinnorientierter Club laden wir Menschen ein, die
alle eine ähnliche Leidenschaft für unvergessliche Automobilabenteuer
teilen. Wir alle wünschen Events, die einen Cocktail aus großartigen
Oldtimern, spannenden Wettkämpfen und unvergesslichen gemeinsamen
Erlebnissen in fernen Gegenden der Welt zusammenmixen."
„Rally the Globe“-Clubvorsitzender Graham Goodwin. Foto: Auto-Medienportal.Net/Rally the Globe
Der erste Wettbewerb, die „Carrera Iberia“, steht als Debüt-Event im
Oktober 2019 an. Über einsame Landstraßen und Rennstrecken in Spanien
und Portugal mit Unterbrechungen in historischen Hotels wird es einen
kleinen Vorgeschmack darauf geben, was die Teilnehmer bei der Weltreise
erwarten können. Nach Westeuropa ist im Februar 2020 Ostafrika mit der
ersten „Southern Cross Safari“ an der Reihe. Dort steht in Kenia eine
Fahrt durch die Savanne des Naturschutzgebiets Masai Mara vorbei an
Löwen, Geparden, Elefanten, Zebras und Flusspferden auf dem Programm,
bevor es in den Serengeti-Nationalpark im Norden Tansanias, östlich des
Victoriasees geht.
Diese Rallyes plant der Club „Rally the Globe“ für die kommenden Jahre. Foto: Auto-Medienportal.Net/Rally the Globe
Dann beginnt endlich die Weltreise. Dieser Höhepunkt aller Rallyes teilt
Abenteuer und Ausdauer in drei Abschnitte: Der erste führt von London
Richtung Süden in die Sahara Afrikas und endet in Casablanca. Die zweite
Rallye geht in Nordamerika von New York nach Anchorage in Alaska, die
dritte schließlich folgt der Route des Vorbilds vor 110 Jahren von
Wladiwostok im Osten Russlands zurück nach London. Die drei
Veranstaltungen werden zwischen Mai 2020 und Juni 2021 stattfinden und
zusammen 70 Tage dauern. Wer an allen drei Etappen teilnimmt, hat die
Chance, den „Round the World"-Titel zu gewinnen.
Weitere Langstrecken-Touren mit Oldtimern plant der Club in aller Welt (www.rallytheglobe.com).
Text: ampnet/hrr
Dieser MHV Protos belegte 1908 den zweiten Platz beim Rennen rund um die Welt. Foto: Auto-Medienportal.Net/Deutsches Museum
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